Zinsausschläge nach oben abfangen und an Senkungen teilhaben, nach einer ausgeklügelten Strategie „bewirtschaftet“ der Landkreis seit 2006 seine Darlehen – und verdient.
Knapp 200.000 Euro flossen bis Ende 2009 zurück in die Kreiskasse. Heuer sollen es sogar 250.000 Euro werden. Das Wie und Warum erläuterten gestern im Kreisausschuss Heinz Reich und Florian Steppan von der Beratungsfirma MAGRAL AG. Eigentlich steckt kein Hexenwerk dahinter, sondern nur Mathematik. Zu einem laufenden Kreditgeschäft mit variablen oder auch festen Zinsen schließt der Landkreis mit einer anderen Bank einen Zinstauschvertrag, auf dass die Zinsbelastung nicht steigt oder sich sogar reduzieren lässt. Mit solchen Swaps oder Derivaten refinanzieren sich seit jeher Banken. Risiko gibt es für den Landkreis keins, da der tatsächliche Darlehensvertrag immer Basis ist (Grundgeschäftsbezug). Als „einfache und konservative Finanzinstrumente“ bezeichnete Reich die Zinssteuerung. Aber, wenn der Landkreis verdient, wer zahlt dann drauf? Nach Auskunft der beiden Banker vor allem jene Landkreise und Großgläubiger, die nicht mit solchen Derivaten arbeiten. Außerdem gebe es einen Interessensausgleich, da institutionelle Anleger, wie etwa Versicherungen, von steigenden Zinsenprofitierten. Geschäftsgeheimnis von MAGRAL sind die Berechnungsparameter, nach denen sie Prognosen erstellen und dem Landkreis gestern bis Ende 2014 einen Gewinn von mindestens 1,9 Millionen Euro in Aussicht stellten. MAGRAL wird übrigens ausschließlich auf Erfolgsbasis bezahlt und bekommt zehn Prozent vom Zinsgewinn.
Joachim Braun
Redaktionsleiter
Zeitungsverlag Oberbayern