Ottweiler. Den meisten Informationsbedarf im Stadtrat erweckte am Donnerstag der allerletzte Tagesordnungspunkt. Die Stadt Ottweiler will die Zinslasten für ihre Kredite und Darlehen mit professioneller Hilfe besser in den Griff kriegen.
Um den städtischen Haushalt einschließlich Betrieb des Abwasserwerks und des Ludwig-Jahn-Bades zu stemmen, hat Ottweiler rund 35 Millionen Euro Kredit-Verbindlichkeiten angehäuft. Dafür muss Kämmerei-Chefin Iris Brück jährlich etwa 1,5 Millionen Euro Zinsen aus der Stadtkasse überweisen.
Um dies zu ändern, schlug Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle einen Beratervertrag mit der Firma MAGRAL vor, die im Kreis Neunkirchen auch mit der Gemeinde Schiffweiler zusammenarbeitet. Das Münchner Unternehmen will mit so genannten Zinstauschverträgen nachteilige Zinsentwicklungen für die Stadt ausgleichen. Dies seien seriöse Derivate, betonte MAGRAL im Rat. Die Firma sei ein bankunabhängiges Unternehmen, das keine Bankprodukte, sondern „finanzmathematische Dienstleistungen“ anbiete. Das Honorar seien zehn Prozent der für Ottweiler erwirtschafteten Zinseinsparungen. Man wolle dabei in keiner Weise in die Haushaltsführung der Stadt eingreifen.
Angesichts der nur für ausgemachte Finanzexperten zu durchschauenden Konstruktion und des dem Begriff Derivate anhaftenden Spekulationsgeruchs hatten einige Ratsmitglieder Bauchweh. Selbst Fachleute wie Robert Ehm (SPD) und Jan Rosenfeldt (CDU) äußerten Bedenken. Nach vielen Erläuterungen entschied sich die große Mehrheit des Rates letztlich dazu, die Chance zu ergreifen. Der Vertrag mit MAGRAL – kündbar vierteljährlich zum Quartalsende – wurde bei vier Gegenstimmen und fünf Enthaltungen gebilligt.
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